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Tumororthopädie Therapieoptionen


Nicht immer muss ein Knochentumor operiert werden. Manchmal genügt auch bei eindeutig identifizierbaren gutartigen Knochenveränderungen - wie zum Beispiel dem „nichtossifizierenden Fibrom“ - eine Verlaufsbeobachtung.
 

Fibröser Kortikalisdefekt

Fibröser Kortikalisdefekt (nicht ossifizierendes Fibrom) am rechten Kniegelenk
 

Wenn jedoch durch die Lage oder die Größe des Knochenprozesses eine Bruchgefährdung besteht, wird nach der Entfernung des Tumors der entstandene Defekt wieder aufgefüllt. Häufig ist dieses Vorgehen bei den Knochenzysten (juvenile, aneurysmatische). Hierfür kann bei kleineren Defekten körpereigener Knochen (=autologes Material), zum Beispiel aus dem Beckenkamm genommen werden. Bei größeren Defekten können unter anderem allogene Transplantate (= Fremdknochen) aus der Knochenbank oder neuere Knochenersatzmaterialien verwendet werden. Auf diesem Gebiet liegt auch ein Forschungsschwerpunkt der Klinik mit dem Orthopädischen Zentrum für Muskuloskelettale Forschung (Tissue engineering von Knochengewebe).

Bei anderen gutartigen Krankheitsbildern wie den tumorsimulierenden Knochenläsionen oder den gutartigen Knochentumoren genügt oft die einfache operative Abtragung (zum Beispiel bei den mechanisch störenden kartilaginären Exostosen).
 

Exostose des Wadenbeins

Transversalschnitt (Computertomographie) durch eine Exostose des Wadenbeins kann oberhalb des oberen Sprunggelenks
 

Bei unklaren Tumoren oder bei Verdacht auf eine bösartige Geschwulst ist eine Probeentnahme notwendig, um die Diagnose zu sichern. Wenn es sich danach um einen bösartige Geschwulst handelt, können zusätzliche Therapiemaßnahmen neben der Operation notwendig werden. Eine Strahlentherapie oder Chemotherapie wird in seltenen Fällen mit den o.g. Institutionen geplant und durchgeführt, um eine optimale Bekämpfung des Tumors zu gewährleisten. Bei den operativen Eingriffen kann in den meisten Fällen die Extremität erhalten werden. Um die dabei entstehenden oft großen knöchernen Defekte zu füllen kommen spezielle Tumorprothesen zum Einsatz (zum Beispiel Typ MUTARS / Firma Implantcast).
 

Tumorprothese Kniegelenk

Eine Tumorprothese ersetzt das Kniegelenk und einen Teil des Oberschenkels nach der Entfernung der Knochengeschwulst
 

Gerade beim jungen Patienten versuchen wir aber immer erst eine sogenannte biologische Rekonstruktion der Defekte anzustreben, die durch den operativen Eingriff entstehen. Hier kommen körpereigene Knochenteile in Frage, die von einem Ort zum anderen transferiert werden können, ohne große Schäden an der Entnahmestelle zu verursachen (zum Beispiel das Wadenbein oder Teile des Beckens). In Verbindung mit den plastischen Chirurgen, den Gefäßchirurgen oder den Kieferchirurgen können gefäßgestielte Transplantate gewonnen werden, um die Funktion wieder für den Alltag herzustellen.
Am Becken können die zu entfernenden Knochenanteile so groß sein, dass ein maßangefertigter Beckenteilersatz verwendet wird, der zuvor nach einem Kunststoffmodell nach einem individuellen Computertomogramm gefertigt wurde (zum Beispiel Firma ESKA Implants).
 

Prothese Hüftgelenk

Ein Teil des Beckens mit angrenzendem Hüftgelenk musste wegen des Tumors entfernt werden. Durch eine maßangefertigte Prothese ist der Patient trotzdem gehfähig. Das Bein musste nicht amputiert werden
 

Auch bei Skelettmetastasen ist häufig eine orthopädische Therapie nötig. Diese kann an der Wirbelsäule durch die Verordnung stabilisierender Hilfsmittel wie zum Beispiel einem Korsett erfolgen oder auch durch operative Maßnahmen die Kyphoplastie (Auffüllen des Wirbelkörpers mit Zement). An den Extremitäten ist bei hochgradiger Bruchgefährdung die vorsorgliche Stabilisierung zum Beispiel mit Platten in Verbindung mit Zement möglich, wenn nicht die definitive Metastasenentfernung sogar Erfolg versprechend ist und zum Heilungsprozess führen kann.

Die bösartigen Tumore der Weichteile des Bewegungsapparates, die Weichteilsarkome, verdienen eine besondere Aufmerksamkeit. Sie werden oft erst sehr spät erkannt. Hier ist ein differenziertes Vorgehen sowohl für die Diagnostik wie auch für die Therapie angebracht. Die Biopsie sollte bereits möglichst in unserem Haus erfolgen, um ein maximales Maß an Therapieerfolg sicherzustellen. Die Therapie der Wahl ist die operative Entfernung des Tumors. Zusätzlich wird häufig die Strahlentherapie bei sehr bösartigen Tumoren angewandt, um Satellitenzellen im Randbereich des Operationsfeldes zu vernichten.