Kinderorthopädie

Im Bereich der unteren Extremität werden Gangstörungen, Achsabweichungen (O-Bein bzw. X-Bein) sowie Torsionsfehler beurteilt und behandelt.

Auch Beinlängendifferenzen werden therapiert, wobei verschiedene operative Maßnahmen zur Anwendung kommen (Verödung oder Verklammerung der Wachstumsplatte, Verlängerungsosteotomien mit Fixateur externe (unilaterale Fixateure, Ringfixateur nach Ilizarov, Taylor Spartial Frame).

Erkrankungen des kindlichen Hüftgelenkes sind häufig und können unerkannt oder zu spät behandelt zu erheblichen Funktionseinschränkungen mit Entwicklung von Fehlformen führen, die als präarthrotische Deformität Ursachen für eine Arthrose des Gelenkes sein können.

Der Erkrankung Hüftgelenksdysplasie und Hüftgelenksluxation wird höchste Aufmerksamkeit geschenkt. Die hüftsonographische Screening Untersuchung ist an der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus seit Einführung der Ultraschalluntersuchung Anfang der 1980er Jahre etabliert und wird zusätzlich an der Universitäts-Frauenklinik im Rahmen des Neugeborenen Screening durchgeführt.

Die Behandlung erfolgt „sonographiegesteuert“, wobei abhängig vom Untersuchungsbefund unterschiedliche Repositions- oder Retentionsbandagen zur Anwendung kommen (www.kinderhueftdysplasie.de - externer Verweis). Ist eine Reposition des Hüftgelenkes im Laufe der Behandlung nicht erfolgt, so besteht die Notwendigkeit der Abklärung durch eine Kontrastmitteldarstellung des Gelenkes mit nachfolgender geschlossener oder auch operativer offener Reposition.

Erlanger Beuge-Spreiz-Schiene

Bei spät erkrankten Hüftgelenksluxationen oder Restdysplasien werden altersabhängig verschiedene operative Maßnahmen angeboten, deren Ziel die Wiederherstellung der Hüftkopf-Pfannenrelation ist. Hierzu stehen Operationen am coxalen Femurende (Umstellungsosteotomien) und an der Hüftgelenkspfanne (Acetabuloplastiken) oder am Becken (Beckenosteotomie) zur Verfügung. Die Beckenosteotomie in der Technik nach Tönnis wird vor allem in der Adoleszenz, jedoch auch bis in das mittlere Erwachsenenalter durchgeführt.

Schwere beidseitige Hüftdysplasie

 

Operative Behandlung mit Beckenosteotomie rechts

Zur Therapie des Morbus Perthes ist ein Behandlungsschema etabliert mit dem Ziel der Verhinderung einer Hüftkopfdeformierung und Wiederherstellung der Gelenkkongruenz.

Eine verbesserte Einstellung des Hüftkopfes (Containment) kann durch zentrierende Orthesen oder auch operativ erfolgen (intertrochantäre Femurosteotomie, Beckenosteotomien). Bei Spätdeformitäten werden zur Verbesserung der biomechanischen Leistungsfähigkeit des Hüftgelenkes rekonstruktive operative Maßnahmen angeboten.
 

Morbus Perthes rechtes Hüftgelenk

 

Operative Behandlung mit Umstellungsosteotomie

Die so genannte Epiphyseolysis capitis femoris ist eine vorwiegend im pubertären Alter und bei konstitutionellen Auffälligkeiten auftretende Erkrankung am Hüftgelenk, die eine Dislokation der proximalen Femurepiphyse beinhaltet.

Ziel der Behandlung ist, das weitere Abrutschen der Epiphyse zu verhindern und / oder die sich aus Abrutsch ergebende Deformität zu beseitigen. Abhängig vom Schweregrad des Gleitprozesses sind operative Eingriffe notwendig, wie beispielsweise das Einbringen von Drähten. Bei höhergradigen Deformitäten kommen Korrekturosteotomien zur Anwendung (Imhäuser-Osteotomie), ferner remodellierende Eingriffe am Schenkelhals.
 

Epiphysenabrutsch links

 

Operative Versorgung mit Reposition und Kirschnerdrahtspickung auch der Gegenseite

Im Bereich des Kniegelenkes umfasst die Kinderorthopädie die Behandlung angeborener Deformitäten, zum Beispiel angeborene Kniegelenkluxation, angeborene Patellaluxation und andere Wachstumsstörungen. Auch Erkrankungen der Kniescheibe und des Kniescheibengleitlagers bedürfen einer differenzierten Behandlung, ebenso weitere typische kindliche, intraartikuläre Erkrankungen, wie die Osteochondrosis dissecans oder zum Beispiel der Scheibenmeniskus.

Die Behandlung von Fußdeformitäten im Wachstumsalter hat in der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus eine lange Tradition und ist auch gegenwärtig immer noch ein Schwerpunkt in der Patientenversorgung. Angeborene Abweichungen von der normalen Fußform fallen bereits nach der Geburt auf.

Hierzu zählt der Klumpfuß, der durch redressierende Gipsverbände nach dem Ponseti-Konzept  behandelt wird. Eine operative Korrektur kann in wenigen Fällen notwendig werden, deren Ausmaß sich an der verbliebenen Restdeformität orientiert. Hierzu wurden von der Orthopädischen Klinik in der Vergangenheit mehrfach Operationskurse durchgeführt. Auch dem angeborenen Plattfuß (Talus verticalis) wird höchste Aufmerksamkeit geschenkt.

Der aktiv aufrichtbare und lockere Knick-Senkfuß muss differenziert werden vom Plattfuß des Kindes- und Jugendalters, der, wenn dekompensiert, operativ behandelt werden kann, wobei hier neben bewährten klassischen Operationsverfahren, auch neue Techniken, die sich an der Pathoanatomie der Fußdeformität orientieren, eingesetzt werden. Weitere Fußdeformitäten wie der Sichelfuß, Hackenfuß oder Ballenhohlfuß werden, abhängig von der Schwere der Deformität und einer eventuell zu Grunde liegenden neuromuskulären Erkrankung differenziert behandelt.
 

Rigide Klumpfußdeformität rechts bei einem Jugendlichen

Erkrankungen der Wirbelsäule im Wachstumsalter sind überwiegend Deformitäten basierend auf Fehlbildungen, wie zum Beispiel der kongenitalen Skoliose oder Aufbau- und Wachstumsstörungen, wie beispielsweise beim Morbus Scheuermann.

Hierzu, und auch für die Therapie der idiopathischen Skoliose, sind Behandlungsalgorithmen etabliert (siehe auch Schwerpunkt Wirbelsäulenorthopädie).

Es werden unterschiedlichste klinische Erscheinungsbilder der Skelettdysplasien behandelt. Der unterschiedliche Schweregrad und das Ausmaß der Funktionsbehinderung entscheiden über die Notwendigkeit operativer Behandlungsmaßnahmen.

Patienten mit multipler cartilaginärer Exostosenkrankheit, der Enchondromatose oder fibrösen Dysplasie werden einer individuellen Behandlung zugeführt. In Zusammenarbeit mit dem am Lehrstuhl für Orthopädie angesiedelten Osteologie-Zentrum, werden Patienten mit Osteogenesis imperfecta, Hypophosphatasie und anderen metabolischen Knochenerkrankungen beraten und behandelt.

Außerdem werden Kinder mit Gliedmaßenfehlbildungen unter dem Aspekt der weitgehenden Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit der betreffenden Körperteile und ihres natürlichen Aussehens therapiert. Hier hat sich die Zusammenarbeit mit der in den Räumen des König-Ludwig-Hauses ansässigen orthopädietechnischen Firma Efinger (externer Verweis) bewährt.